Spielbank

Na, ja Spielbank  heißt ja eigentlich, die Bank gewinnt. Es war schon erschütternd diese vielen Jettons immer zugunsten der Bank zusammengeschoben zu sehen. Es war an einem Sonnabend reger Betreib – ernste junge Leute, die sich die Regeln erklären ließen – ich auch; jetzt habe ich eine Drehscheibe in der Hand mit der ich mir ausrechnen kann mit welchen kombinierten Einsätzen ich welche Gewinnchance habe (von einfach , zweifach bis17 fach und 35 fach). Die hohen Räume sind im Empire-Stil dekoriert, hohe Fenster zum Park, ein dicker, pentrant roter Teppich dämpft die Geräusche, es gibt seit diesem Jahr Rauchverbot. Einzelne Spieler mit Kladden oder Notizzetteln halten ihre Einsätze fest. Ein insgesamt originelles Publikum, ältere Ehepaare, die das Spiel scheinbar als Hobby betrachtend sich den Stand – es läuft derzeit gut – gegenseitig mitteilen. Es gibt die verbissen dreinblickenden jüngeren und älteren Damen, zauselige Herren in zerknautschten Anzügen und mittvierziger mit Punkfrisur. Im Spielrausch am Tisch werden Geldscheine gegen Chips eingetauscht und verschwinden in einem mit Plexiglas kaschierten Schlitz. Auf Leuchtziffern-Displays wird die Reihenfolge der letzten Gewinnzahlen angezeigt (wenn ich 14 spielen will und diese gerade gefallen ist dann jetzt nicht auch auf diese Zahl setzen – alles Zahenmagie?!) Es gibt lustige, coole junge Leute, einer mit Sonnenbrille – hat ein Mädel dabei, die im Hintergrund Geld zählt, die Einsätze notiert und natürlich warten muss. Zwischendurch gibt es hektische Getränkebestellungen – schnell raus – dann Bier gezapft lassen – ist das meins- heruntergestürzt – dann wieder zum Spieltisch. Für Roulett interessieren sich die meisten, es gibt aber auch Poker-Tische. Die ‚Leihen‘ (Kurgäste; Gelgenheitsspieler) erkennt man sofort, ich sehe die Entscheidung zum Setzen sich in den Gesichtern abzeichnen.  Vorher, mit Pausen, lauerndes Überlegen, Körpersprache keck, unruhig, angespannt … je nach Laune; die Chips zwischen den Händen hin- und her abzählend. Männer manchmal rabauziger, mutiger, mit Kumpel, rote Köpfe, wiegen sich von einem Bein auf das andere. Wechsel zwischen den Tischen, aber eigentlich flaniert niemand; die meisten beißen sich an einem Tisch fest, haben hier ihr Publikum, beziehen hier den Coupier in ihr Schicksal mitein; diese sind gut drauf – aber immer konzentriert. Eigentlich keine coole Stimmung; anregend und unterhaltsam für die Beobachterin. Einen schönen Abend wünsche ich diesmal von hieraus und bis bald – die Badreisende in Kissingen

3 Responses to “Spielbank”

  1. Bad Cleve sagt:

    Wie recht du hast, beim Roulette gibt es nur einen Gewinner, die Bank. Hier noch ein paar nette Details:
    Erfinder des Roulette-Rades soll der französischen Philosoph und Mathematiker Blaise Pascal sein.
    Dostojewski verlor 1865 in Wiesbaden 3000 Rubel und verfasste danach seinen Roman „Der Spieler“.
    Die Zahlen 0 bis 36 auf dem Rad ergeben addiert 666, die teuflische Zahl des Antichristen. Echt, ich hab’s nachgerechnet.
    Beim amerikanischen Roulette sind die Chancen etwas schlechter, weil es 38 Zahlenschlitze gibt, nämlich zusätzlich die 00. (!)
    Beim russischen Roulette sind die Gewinnchancen besonders schlecht.

  2. Hallo, das erste mal hat es wohl nicht geklappt. Ich wollte nachtragen, was der olle Spielverderber Varnhagen von Ense über Spielbanken denkt:
    „Homburg, Sonntag, den 13. Juli 1845
    […] Großer Lärm, gestern Abend sei die Spielbank im Rouge et noir gesprengt worden, durch einen Holländer; ein solcher Glücksfall erregt ein freudiges Erstaunen, jeder Spieler setzt sich im Stillen einen Augenblick als den Glücklichen und probirt sich den Gewinn gleichsam an; außerdem gönnt jederman den Spielpächtern den Verlust; man rechnet bei dieser Gelegenheit heraus, daß die Gebrüder Blanc hier wenigstens viermalhunderttausend Franken jährlich erübrigen.“
    „Homburg, Freitag, den 1. August 1845.
    […] Die Spielbank macht Homburg zu einem Nest von Gesindel, Abentheurern, Beutelschneidern, liederlichen Weibern, besonders im Winter, wo einige englische Familien, die hier überwintern, gewöhnlich das Opfer der Ränke und Betrügereien werden.“
    „Homburg, Montag, den 14. Juli 1845.
    […] Der größte Theil der eleganten Gesellschaft war bei der Somnambüle; ich wartete das Ende der Vorstellung nicht ab. Drerlei ließ mich die hiesige Polizeiwirthschaft anklagen und verfluchen: diese Vorstellung, das Spiel und die unvernünftige Wahl der Zeit zum Pflastern.“
    „Kissingen, Dienstag, den 19. August 1945.
    […] Den Damen gefällt es, in’s Theater zu gehen; Tettenborn und Könneritz wollen die Spielbank besuchen. Ich gehe auf mein Zimmer.“
    „Homburg, Sonnabend, den 18. Juli 1846.
    […] Die Prinzessin von Preußen ist nicht hjier, kein Mensch redet von ihr; auch sonst niemand von Auszeichnung wird genannt, keine schöne und große Weltdame, kein Mann von Ansehn und Bedeutung. Die vorigen beiden Jahre waren doch ganz anders. Das Spiel jedoch gedeiht, das ist immer in vollem Gange und dicht umdrängt.“
    „Homburg, Donnerstag, den 29. Juli 1847.
    Ich ging spaziren in das Lesezimmer, in den Spielsaal; der Kurfürst von Hessen in weißem Haar uind Bart saß wieder unter allem Gesindel und spielte mit Rollen Goldes, schimpflich anzusehen!“
    Kein Wunder, daß Varnhagen die Revolution von 1848 begrüßte, besonders die Maßnahmen des Paulskirchenparlaments…
    „Mittwoch, den 10. Januar 1849.
    […] In Frankfurt am Main die Aufhebung der öffentlichen Spielbanken beschlossen.“
    Natürlich hat die reaktionäre Fürstenherrschaft auch diese Errungenschaft des Völkerfrühlings hinweggefegt und wieder fröhlich eine Spielbank nach der anderen gegründet, zuletzt auch in NRW durch Sozialdemokraten – schämt euch! 🙂

  3. admin sagt:

    Die Badegästin war natürlich zu geizig und zu feige zu setzen; im Übrigen wollte ich mir natürlich erst einmal einen Überblick verschaffen – da ich einmal Eintritt bezahlt habe 2,50 EURO, und ich zum ersten Mal dar war, wird alles mit Personalausweis festgehalten und überprüft ob da nicht eine Sperre gegen dich vorliegt; habe ich eine Freikarte erhalten – vielleicht gehe ich nächsten Samstag nochmals hin – aber da ist ja Festumzug und Feuerwerk u.s.w. – aber vielleicht auch klasse sich dieses durch die hohen Fenster vom Casino aus anzusehen – also ich werde weiter berichten.

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