Hoch zu Ross an Fürst Bismarck vorbei

Ertüchtigung statt Pferd erfolgt heute in zwei Etappen; erst werden die Arme trainiert – statt Zügel werden Walkingsticks locker aber kraftvoll eingesetzt, dann Massage und Fango – als Entspannung für die Muskulatur; und mittags dann mit dem Draht- (pferd) an der Saale lang ausgeritten bis Bocklet – ein wunderschöner kleiner Badeort im Biedermeierbaustil. Die Strecke führt vorbei an der sogenannten oberen Saline, wo der Fürst wohl 14 mal gekurt hat – und heute ein Bismarck Museum eingerichtet ist – er wollte wohl abnehmen – dafür der Genuss der salzhaltigen Sole (glaubersalartig abführend), was aber nicht so recht geglückt ist, weil er zuviel gesoffen habe – natürlich Alkohol. Die abführende Wirkung kann wohl verhindert werden ; so die netten biedermeier betrachteten Damen am Brunnen in Kissingen, wenn das Wasser angewärmt getrunken wird.

3 Responses to “Hoch zu Ross an Fürst Bismarck vorbei”

  1. Okay, hier eine Ansprache Bismarcks in Kissingen, 24. Juli 1892:
    „Ich kann mich von der Politik, die ich vierzig Jahre lang betrieben habe, nicht lossagen, sie nimmt mein Interesse fortdauernd in Anspruch, und ich werde mich auch von ihr nicht lossagen (stürmisches Bravo): man mag mir den Mind verbieten, wie man will, ich werde ihn nicht halten. (Allseitige Zustimmung.) Alle meine Gegner finden, ich würde mich in der Geschichte besser ausnehmen und eine angenehmere Erscheinung sein, wenn ich nur stillschweige und kein Wort mehr spräche. (Große Heiterkeit.) Weil ich mich gegen diese Zumutung sträube, fällen sie die härtesten Urteile über meine Person und meinen Charakter; namentlich die offiziösen Blätter behandeln mich als einen gefährlichen und verdächtigen Menschen, vor dem gewarnt werden müsse. Die dabei mitwirken, machen sich nicht klar, daß, wenn sie mich als einen üblen Menschen darstellen, nachdem ich eben das Amt verlassen hatte, unvermeidlich das, was ich kurz vorher im Amte gearbneitet habe, und dieses selbst mitverdächtigt wird, wie es dem Buche schadet, wenn man seinen Verfasser schlechtmacht. Sie können mich nicht herunterreißen, wie sie es tun, ohne daß das Gift, was sie gegen mich verspritzen, überspritzt auf das Ergebnis unserer gemeinschaftlichen Arbeit, auf Kaiser und Reich. (Bravo!)“
    Zur Diät Bismarcks ein Auszug aus dem Tagebuch von Christoph von Tiedemann, 31.3.1880:
    „Die Fürstin sagt mir, ihr Mann habe gestern abend unendliche Massen von Waldmeister-Bowlen-Eis zu sich genommen und dazu sechs harte Eier mit Butter gegessen.
    […] Der Fürst ist widerborstiger wie je gewesen, hat Struck [seinen Hausarzt] in einer Weise angefahren, daß dieser ganz vernichtet davon gegangen, hat Hühnersuppe, Fleisch und Gemüse gegessen, obgleich ihm dies Struck ausdrücklich verboten, ist ebenfalls gegen ausdrückliches Verbot im Garten im Regen umhergelaufen und sitzt jetzt allein in gereizter Stimmung am Kamin im Gartenzimmer, will keine Gesellschaft wie seine Hunde.“
    Ernst Engel, der Biograph Bismarcks, meint: „Erst als Dr. Ernst Schweninger im Frühsommer 1883 Bismarcks Behandlung übernahm, dessen ungesunder Lebensweise Einhalt gebot und mit seinem Patienten auch Fraktur redete, trat im Befinden des Kanzlers eine Besserung ein. Intellektuell wirkte der Kanzler freilich immer unbeweglicher, er offenbarte wachsenden Starrsinn und schien verbraucht.“

  2. Geselliges Tafeln in Friedrichsruh…
    Tagebuch des Lucius von Ballhausen, 17. Mai 1874:
    „Bismarck kam von einem langen Spaziergange im Garten, offenbar mit gutem Appetit. Er erkundigte sich, wo die vielen Möweneier, welche er aus Schlesien geschenkt erhalten hatte, geblieben seien. Sofort wurden welche bestwllt, und nachdem er schon Suppe, eine große fette Forelle und Kalbsbraten verzehrt hatte, aß er noch drei oder vier von diesen großen schweren Eiern. Dazu trank er verschiedene Burgunderproben, ohne daß sie ihm recht schmeckten. Dabei war er nach seiner Meinung noch auf Krankenkost gesetzt.“

    Tagebuch des Philipp zu Eulenburg, 30. Dezember 1888:
    „Ungewöhnlich wie alles ist auch die Quantität und Art der Nahrungsmittel im Hause Bismarck. Gänseleberpasteten, geräucherte Fische aller Größen, HEringe, Beefsteaks, Koteletts, Gemüse – alles zugleich auf den Tisch gestellt, und schwerer Portwein dazu. Meistens Geschenke von deutschen Verehrern. Man mußte von allem kosten, Vergleiche in Pasteten anstellen und sich den Teller hoch beladen. Während des Essens reichte der Fürst den bettelnden Hunden Semmeln und große Stücke Fleisch. Die Unterhaltung drehte sich um materielle Dinge. ‚Du ißt zuviel Pastete‘, sagte die Fürstin, und der Fürst antwortete mit einem langen lateinischen Spruch. ‚Was heißt das?‘ fragte die Fürstin. – ‚Das heißt: Was ich gegessen habe, das hab‘ ich. Was ich sonst geleistet habe, wird vergessen.'“

  3. admin sagt:

    Getafelt wird hier in Franken wirklich sehr gut; der Koch von meinem Kursanatorium ist rund wie ein Faß und wie im Klischee sehr lustig; eine nette Bekannte von der Wanderung erzählt mir von Ihrem Kurhotel, wo abends der Sprituosen-Wagen zum Ausklang herumfährt; sie trinkt jeder Abend einen Balys – und sie muss halt sagen, damit ihr nicht ein ‚Schwenken‘ bis zum Rand vollgefüllt wird;

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