Vorbereitungen für das Rakocy Fest

Die Badegästin hat sich in der Zwischenzeit kurz in eine PR- Frau für die Varnhagen Gesellschaft verwandelt. Vom Vorsitzenden in Köln mit Flyern ausgestattet, die mit einem aktualisierenden Kleber versehen werden (Varnhagen Aufenthalte in Kissingen) konnte Sie; auch in Absprache mit einem Angestellten der Kurbetriebe den Vereinsprospekt an prominenter Stelle in der Trinkhalle positionieren.  Eine Probeverteilung am gestigen Abend erbrachte, das er lebhaft nachgefragt wird – alle ausgelegten 6 Flyer waren abgegriffen. So konnte ich am Vormittag einen netten Comuterladen auftuen, der mir Vorder- und Rückseite des Flyers in Farbe für 10 Cent druckt – ich beauftragte also nochmals den Druck von 20 Flyern, die ich dann nach und nach mit den noch verbleibenen Originalflyern in den nächsten Tagen verteilen werde.

Das Rakocy – Fest scheint ein grosser Maskenball im Sommer zu sein; mit gemischten Gefühlen lese ich in einer Vorankündigung der Bartclub Gründau-Steinau hat im Festzug auch einen Bartträger in jüdischer Tracht als Festumzugsteilnehmer; es gibt Schnurrbärte in königlich-bayrischer Uniform, in königlich-kaiserlicher Uniform und markante Kinnbärte in der Uniform eines Musketiers.

Liebe Grüße die Badreisende bis dahin

PS. Wer sich das Ganze im Fernsehen ansehen möchte; erstmals wird das Bayrische Fernsehen im Dritten Programm den Festumzug am Sonntag live übertragen. 

One Response to “Vorbereitungen für das Rakocy Fest”

  1. Na, das paßt ja zu Varnhagens Eindrücken bei seinem letzten Besuch in Kissingen, zusammen mit Ludmila Assing und dem Diener Ganzmann:
    Sonnabend, den 14. Juni 1856
    Um 7 Uhr Abends treffen wir in Kissingen ein, und bekommen gute (theure) Zimmer im Russischen Hof. Spazirgang im Kurgarten, die Brunnen versucht. Einge neue Bauten, im Wesentlichen nicht viel verändert, aber niemand erinnert sich früherer Sachen und Personen, jedes Jahr bringt eine neue Welt, die nur allein etwas gilt. […] Unsre früheren Wirthe sind uns kaum noch kennbar, sogar Ganzmann ist betroffen, hier überall fremd zu sein! – Wir besuchen die Réunion. Das rote Sopha ist nur zur Hälfte von der vornehmen Welt besetzt, die andre Hälfte von geringen Leuten. […] Prächtige Frauen, riesige Gestalten, reich und geschmackvoll angezogen, freies sichres Betragen. Es wurde getanzt, die vornehmen jungen Damen tanzten auch. Doch war alles nur klein und dürftig, und um 10 Uhr abends alles vorbei.
    Sonntag, den 15. Juni 1856.
    Früh am Brunnen. Der Rakotzi sehr kräftig und nach alter Weise wirksam. Sehr gute Wirthstafel, zahlreiche Gesellschaft, drei geschwätzige und gefräßige Russen. […] Spazirgang nach der Saline; drückende Luft, bedeckter Himmel. Der Salzbrunnen in wallendem Aufsteigen, sehr schön. Kaffee. Feldblumen, Zittergras. Wir fühlten große Müdigkeit und kamen erschöpft zurück. Ausruhen im Saal, dann unter den Bäumen des Kurplatzes. Die geputzten großen Damen. Betrachtungen über die verschiedenen Menschenarten, die hier durcheinander wogen, Bauern, katholische Geistliche, vornehme Welt – überall dieselbe!
    Montag, den 16. Juni 1856.
    Früh am Brunnen. Nur ein halbes Glas Rakotzi getrunken. – […] Abendessen im Speisesaal. – Vormittags haben wir dem ergötzlichen Zupropfen der Wasserkrüge eine Weile zugesehen, dann das neue Theater in Augenschein genommen, ein junger Schauspieler führte uns; die Würzburger Truppe spielt hier, – heute den Königslieutenant von Gutzkow.
    Dienstag, den 17. Juni 1856.
    Früh am Brunnen. Die vornehme Welt findet sich etwas spät ein, bleibt aber dann bis 8 Uhr. […] Das Gewühl auf dem Kurplatze nicht zu vergleichen mit dem in früheren Jahren: ein gleichgültiges Durcheinander, keine innere Bewegung, keine wechselnde Lebhaftigkeit, keine Spannungen, die höhere Gesellschaft gar zu dürftig an Zahl und Eigenheit. Ich begreife, daß die Leute diesen Aufenthalt, wie er jetzt ist, langweilig finden. Aber wie belebt, wie angenehm war er in früherer Zeit, und besonders mir, dem so viel von allen Seiten sich zudrängte! Dergleichen wiederholt sich bisweilen, aber man darf nicht darauf rechnen. Ich wäre sehr bestürzt, wenn ich plötzlich vernähme, daß ich vier oder sechs Wochen jetzt hier zubringen sollte, wie sehr ich auch die ganzeOertlichkeit liebe, vor der aller andern Badeorte liebe. […]
    Mittwoch, den 18. Juli 1856.
    Schlechter Schlaf. Neben mir eine englische Gouvernante oder Kammerjungfer mit unruhigen Kindern, in der Nacht langes Winseln und Heulen eines eingeschlossenen Hundes, bei Tagesanbruch Kleiderausklopfen und Karrenlärm! Nach 6 Uhr zum Brunnen. Frau Schwab und Frau Klüpfel, Herr von Blittersdorf geht mit mir, er zeigt mir Herrn von Klindworth, den ich aber nur von fern und so gut wie gar nicht sehe, denn er wandte sich, wie Blittersdorf lachend versichert, als er meiner ansichtig wurde, auf dem Fleck ab und schien mir nicht begegnen zu wollen! Allerdings hat er mich zu scheuen, ich nicht ihn! Aber warum schämt er sich jetzt? Damals, wie ich seine Schelmereien aufdeckte und ihm vorhielt, schämte er sich gar nicht! […] Ein Gaukler giebt um 8 Uhr im Saal eine Vorstellung seiner Zauberkünste, wir wollten hingehen, unterließen es aber wegen der Feuchtigkeit.
    Donnerstag, den 19. Juni 1856.
    Früh am Brunnen. Blittersdorf, die Damen Schwab und Klüpfel. Abschied, – Abfahrt von Kissingen bald nach 8 Uhr, mit dem Wagen und den Pferden des Hotels. In Schweinfurt auf die Eisenbahn.

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